Donnerstag, 8. März 2007

Die Captain America und Civil War Generalabrechnung:

Aufgrund von aktuellen Ereignisse, die hier lesen könnt, verschiebe ich meine geplante Kolumne und widme mich einem aktuellen Ereignis, dem Tod von Captain America.

http://www.cnn.com/2007/SHOWBIZ/books/03/07/captain.america/index.html

Nun ist dies nicht der erste Tod, den Marvels Comicikone #1 erlitt. In Captain America vol. 3 #50 starb Steve Rogers schon einmal, getötet durch eine Bombenexplosion, als er einen nuklearen Sprengsatz entschärfte. Die Geschichte schien jedoch nicht Teil der Kontinuität zu bleiben, da bereits fünf Monate später, die Serie neugestartet wurde, und der Tod nicht mehr erwähnt wurde. Doch dies geschah zu einer Zeit, als Joe Quesada gerade „frisch“ gebackener Editor in Chief war.

Seit dem ist einiges an Zeit vergangen und irgendwie scheint es so, als ob Joe Quesada mit der Zeit noch mehr Einfluss gewonnen hat. Das zeigt sich vor allem durch gewisse Storylines, die das Marvel Universum stark verändert haben. Und zwar sehr stark.

Eigentlich hat alles damit angefangen, das Brian Michael Bendis, neben Mark Millar, der „Super-Autor“ von Marvel schlechthin, der alles machen kann und darf, die Avengers übernahm und innerhalb von vier Ausgaben komplett vernichtete. Dabei zeigte sich damals bereits sehr stark der Trend, die Kontinuität links liegen zu lassen. Es stellte sich nämlich heraus, das Wanda Maximoff, die Scarlet Witch, langjähriges, Altgedientes Mitglied der Avengers, durch ihre Kräfte verrückt wurde und sogar die Realität bedrohte. Am Ende standen waren mehrere Tote zu beklagen und die alten Avengers waren aufgelöst. Die alten Fans heulten und selbst Tom Breevort gestand einige Zeit später, dass man das Ende besser hätte machen können. Aber es blieb dabei: Ein altes traditionsreiches Team wurde aufgelöst, nur um dann durch ein neueres, moderneres Team ersetzt zu werden. Die „New Avengers“ waren wirklich neu. Das Team setzte sich aus Helden zusammen, die man hauptsächlich nicht mit den Avengers in Zusammenhang gebracht hätte. Spider-Man und Wolverine galten eher als „Einzelgänger“, die entweder nur widerwillig oder überhaupt nicht mit Teams zusammenarbeiteten. Spider-Woman und Luke Cage waren die Lieblinge von Bendis und Captain America und Iron Man waren die Ecksteine des Teams. Und Sentry… gehörte auch irgendwie mit dazu. Die New Avengers waren ein Erfolg, das bald ein ganzes Franchise startete, auch wenn sich diese Serie manches an Kritik anhören musste.

Und bald ging Marvel noch einen Schritt weiter. Joe Quesada betonte in den folgenden Jahren immer wieder, dass er diverse Flaschengeister einfangen möchte. Und den ersten Flaschengeist fing man 2005 ein. Wanda Maximoff, die Scarlet Witch war inzwischen komplett durchgedreht, und aufgrund der Manipulation ihres Bruders stülpte sie die Realität um. Das Marvel Universum wurde aufgrund dieser Manipulation von Magneto beherrscht und Menschen waren in der Minderheit. Das ganze Ereignis nannte sich House of M und am Ende des Crossovers wandte Wanda ihre Kräfte noch einmal an und reduzierte die ehemalige Mutantenmehrheit zu einer Minderheit, die stark von der Regierung bewacht wurde. Letzteres sollte noch einmal später wiederkehren.

Man könnte House of M als eine Vorrausahnung bezeichnen. Es schüttelte das Marvel Universum durch, besonders die Mutanten. Und es wurde von Brian Michael Bendis geschrieben, der auch die Grundlagen dafür schaffte.

War diese Änderung notwendig? Sicherlich ja, auch wenn es nicht hätte sein müssen. Grant Morrisons Run, der ja schon sehr bald nahezu komplett ignoriert wurde, hatte eine interessante Möglichkeit angeboten, wie es auch in eine andere Richtung hätte gehen können. Nämlich das bald die Menschheit von der Ausrottung bedroht wäre.

Und dann kündigte sich der Civil War an. Die Fans wurden sozusagen systematisch aufgerüttelt. Zuerst mussten sie feststellen, dass seit Jahren die führenden Helden des MUs hinter den Kulissen zusammenarbeiteten, wahrscheinlich einige Ereignisse bewusst gelenkt haben. Dabei mussten sie sich fragen, wieso Captain America nicht Mitglied war. Gleichzeitig (?) tötete ein Energiewesen auf drei Seiten Alpha Flight. Dann schoss die Gruppe Bruce Banner, den Hulk, ins All, was bereits zu einigen Missstimmungen führte. Und dann kündigte sich der Superheroes Registration Act an, der die Gruppierung endgültig zum Auseinanderbrechen brachte. Unterstützt wurde das Gesetz nur von Iron Man und Mister Fantastic, während Dr. Strange, Black Bolt und Namor dagegen waren. Und dann kam der Auslöser des Krieges. Die New Warriors überfielen vor laufender Kamera ein Schurkenteam. Darunter war auch Nitro, der als Reaktion auf den Angriff sich in die Luft sprengte und dabei die Stadt und alle Einwohner tötete.

Die Fans waren erschüttert. Nicht nur wegen den vielen Toten, sondern auch, weil alles woran sie glaubten, nicht mehr galt. Wem konnten sie überhaupt noch Glauben schenken. Was haben die Illuminati noch alles veranstaltet? Wieso musste Alpha Flight so ohne großes TamTam sterben?

Die Katastrophe von Stamford, Nitros Massaker, war der endgültige Auslöser des Civil Wars, da schon sehr bald die Seiten sich einteilten. Auf der Seite von Captain America, der für die Freiheit der Entscheidung eintrat, oder für Iron Man, der für bürokratische Zwänge stand? Am Ende gewann Iron Man, was typisch für das aktuelle Marvel war. Iron Man steht für Veränderung, egal wie groß sie auch sein mag. Und Veränderung ist es auch, was Marvel unter Joe Quesada will. Hätte Captain America gewonnen, wäre es wohl zu keiner Veränderung gekommen, da Captain America für den alten Status Quo steht.

Und jetzt, da Steve Rogers vorläufig tot ist, dürfte der alte Status Quo für die nächste Zeit nicht mehr möglich sein. Denn Captain America war mehr als nur die Verkörperung von Amerika. Er war der natürliche Anführer, eine Respektsperson, auch wenn Civil War Frontline dies gerne ignoriert hat. Die Marvel Helden werden es daher wesentlich schwerer haben, in der nächsten Zeit gegen irgendwelche übermäßigen Bedrohungen anzukommen. Und der Nachfolger von Captain America ist nicht zu bemitleiden, da er große Schuhe zu füllen hat.

Soweit die Konsequenzen für das Marvel Universum. Doch was ist mit den Fans?

Hier hat Joe Quesada etwas bemerkenswertes geschaffen. Auf der einen Seite fühlt man sich als Fan schockiert, das Marvel so etwas machen würde. Man fühlt sich fast geneigt laut zu protestieren. Doch wenn man dies machen würde, wäre dies ein Eingeständnis, das man Veränderungen nicht will. Und darum geht es ja Joe Quesada. Er will Veränderungen. Er will massige Veränderungen. Sein Marvel Universum soll für die Zukunft, egal in welcher Form bereit sein. Und dazu muss er halt mit den meisten alten Traditionen brechen.

Um es bildlich zu machen: Er hat das Marvel Universum niedergerissen und baut aus den Überresten das neue MU auf. Das dabei Träume zerstört werden, stört ihn wenig. Wieso auch? Durch den Hype, den der Tod von Captain America entstanden ist, und durch das neue MU dürfte er genügend neue Fans anlocken, um auf die paar alten Fans die abspringen zu verzichten. Es klingt hart, dürfte aber der Realität entsprechen. Der alte Traum der Freiheit ist im MU vorläufig tot, das alte MU ist ebenfalls. Es lebe das neue MU.

Ein MU in dem ich ehrlich gesagt mich nicht wieder finde. Spätestens seit dem Moment wo aus Speedball, ein fröhlicher Held, der manischdepressive Penance wurde, hat Marvel mich bereits verloren. Und trotz der vielen Talente, wie Ed Brubaker, kann ich mich nicht so recht aufraffen, den Marvel Comics weiter zu folgen. Wieso auch? Wenn alles, was ich kannte, woran ich glaubte, entweder hinterfragt ist, nicht mehr gilt, oder „verkehrtherum“ im neuen MU eingebaut wurde.

Ich schätze, ich muss noch eine Zeitlang über die Ereignisse schlafen und auf 2009 hoffen, wenn der Captain America Film in die Kinos kommt.

Ansonsten

C

U

In the not so funny pages

Comicfreak

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