Sonntag, 29. April 2007

Meine Top 3 Autoren, in jederlei Hinsicht

Es ist mal wieder etwas Zeit vergangen, seit ich meine letzte Kolumne online gestellt habe. Zeit war es auch, die mir mal wieder gefehlt hat.

Egal. Heute in aller Würze geht es um meine persönlichen Top 3 Autoren. Top 3 Lieblingsautoren, ehemalige Top 3 Autoren, zukünftige Top 3 Autoren und die Top 3 mit denen man mich jagen kann.

Also, wer sind meine Top 3, in aller Kürze:

1. Gail Simone

Gail Simone ist ein Unikat unter den aktuellen Comicschreibern. Zum einen ist sie eine Frau, und weibliche Autoren in der aktuellen Comicmainstream-Szene kann man an einer Hand abzählen. Zum anderen schafft sie es, ihre Figuren, besonders ihre weiblichen Figuren stark darzustellen. Ihre Black Canary hat ungemein von ihrem Birds of Prey Run profitiert. Die Figur wurde von einem B-List Charakter zu einer Top Figur, die aktuell die neue Justice League of America anführt. Die Stories von Gail sind liebe- und humorvoll erzählt, egal wie düster das Setting ist. Villians United war von allen Lead-In Serien zu der Infinite Crisis die allerbeste, was sich auch dadurch ausdrückt, das die Figuren, die sie geschrieben hat, noch heute sehr gute Auftritte in diversen Comics haben.

Gail hat im Laufe ihrer Comickarriere schon einiges geschrieben. Von den Simpsons über Deadpool oder Superman bis jetzt Wonder Woman. Auf letzteres freue ich mich besonders, weil die Serie doch arg unter den Verspätungen von Allan Heinberg gelitten hat.

2. DnA

Okay, Mogelpackung. Eigentlich sind es zwei Autoren, bzw. ein Autor und ein Inker. Dan Abnett ist in Großbritannien einer der Autoren von 2000 AD und hat auch viele Warhammer 40K Romane geschrieben. Andy Lanning hingegen ist in den USA ein berühmter Tuscher, der unter anderem für Phil Jiminez gearbeitet hat.

Gemeinsam sind sie bei ihren Fans als DnA bekannt, ein Autorenteam, das klasse Arbeit abliefert, besonders wenn es um SciFi geht. Die beiden haben die Post Zero Hour Legion of Superheroes genommen und komplett überarbeitet. Legion Lost war meine DC Einstiegsdroge, neben der JSA. The Legion ist bis heute eine meiner Lieblingsserien, bei der alles stimmte, und bei der ich DC bis heute nicht verzeihe das sie diese Interpretation unterm Teppich gekehrt haben, nur damit Mark Waid seine Version der Legion erzählen kann. Und auf ihre Nova-Serie bin ich mehr als nur gespannt! Schließlich ist es SciFi!

3. Kurt Busiek

Kurt Busiek ist das, was mich als leicht konservative Person besonders anspricht. Als er die Avengers mit George Perez übernahm war dies ungefähr dasselbe wie DnA und The Legion. Die Einstiegsdroge ins Marvel Universum, nachdem ich vorher eigentlich nur die X-Men Serien las. Kurt Busiek sprach mich mit seinem geballten Wissen an und die Zeichnungen von George Perez taten das übrige. Dann entdeckte ich seine Astro City Serie und war von dieser Serie und ihrem Blickwinkel auf Superhelden fasziniert. Doch irgendwann ging die Marvel Zeit von Kurt Busiek zu Ende und er fing an für DC zu schreiben. Seine ersten Schritte waren alles andere als berauschend. Die Power Company hatte viel Potential, doch wurde dieses Potential fast nie abgerufen. Zu Recht wurde die Serie mit der #18 eingestellt. Danach verlor ich Kurt eine Weile aus den Augen, bis er Action Comics #837 schrieb. Es war die OYL Storyline von Superman und zum ersten Mal gefiel mir Superman. Parallel abonnierte ich auch noch die Überarbeitung von Aquaman in Aquaman: Sword of Atlantis und ich entdeckte die alte Kurt Busiek Magie wieder.

Tja, das waren meine Top 3. Meine aktuellen Top 3. Doch was ist mit meinen früheren Top 3? Wen konnte man damals antreffen.

1. Geoff Johns

Geoff Johns war für mich dasselbe wie Kurt Busiek bei Marvel. Ein Autor der die Vergangenheit respektierte und doch etwas neues wagte. Die JSA habe ich komplett und er hat einige gute Ausgaben geschrieben. Doch irgendwas ist in der Zwischenzeit passiert. Das, was er aktuell produziert, reicht in meinen Augen nicht an seine früheren Leistungen heran. Das kann viele Ursachen haben.

Da wäre zum einen die aktuelle, allgemeine Tendenz zu nennen, das er seine Comics mit brutaler Gewalt anfüllt. On-Panel werden da Familien zerschmettert und zerstückelt, natürlich von Super-Schurken.

Auch fehlt mir ein bisschen die Lockerheit von früher. Der leichte Ton, der seine erste Serie Stars and S.T.R.I.P.E. auszeichnete, den vermisse ich doch sehr.

Fakt ist, Geoff Johns aktuelle Arbeit reicht nicht mehr an früher heran.


  1. Grant Morrison

Grant Morrison stand eigentlich nur wegen zwei, nein drei Arbeiten bei mir hoch im Kurs. Seine JLA Stories haben mich damals dazu gebracht, meinen deutschen DC Horizont zu erweitern und jede Menge Geld in meinem Comicladen zu lassen. DC One Million war ein famoses Beispiel dafür, wie ein Intercompany Crossover zu sein hat. Gigantisch, ja. Aber auch so gestaltet, das sich das wichtigste innerhalb einer in sich abgeschlossenen Serie abspielt, während die anderen Serien das ganze nur ausschmücken. Und New X-Men für eine erneute gelungen Wiederbelebung eines Franchises. Nur schade, das Marvel nach Grant Morrisons Weggang das ganze schnell unter den Teppich gekehrt hat.

Doch seit Grant Morrison wieder bei DC ist, kann er mich immer weniger überzeugen. Sein Giga-Event Seven Soldiers hat zwar einige gute Momente, doch insgesamt ist es typisches Beispiel für einen Grant Morrison, der eine Geschichte auf mehreren Ebenen erzählt, ohne Rücksicht auf Verluste. Denn seine Seven Soldiers hat mich, wie ich zu meiner Schande gestehen muss, intellektuell überfordert. Da gab es wohl ein, zwei Metatextuelle Ebenen zuviel.

  1. Mark Millar

Ich werde aus Mark Millar nicht schlau. Auf der einen Seite schafft er mit seinen Ultimates eine Serie zu schreiben, die voller Charaktermomente ist. Auf der anderen Seite ist er aber auch ein typische Action Autor, wie einst Chuck Dixon. Wo er schreib knallt es an jeder Ecke, und es gibt die eine oder andere beeindruckende Szene. Und genau da steckt das Problem. Ein Großteil seiner letzten Arbeiten definiert sich über diese beeindruckenden Szenen. Und gegenüber diesen Szenen steckt die Story mit den Charaktermomenten zurück. Leider!

Es ist schon fast ein Glücksspiel, vorherzusagen, ob wir einen Mark Millar haben, der Sachen wie Ultimates oder Wanted abliefert, oder einen Mark Millar, der Ultimate Fantastic Four oder Civil War schreibt. In der letzten Zeit trifft leider letzteres zu.

Und was sind meine möglichen, zukünftigen Top 3? Wenn kann man da antreffen?

  1. Marc Andreyko

Ich hoffe, ich habe den Namen richtig geschrieben. Mark Andreyko ist der Autor von DCs Äquivalent zu Marvels Spider-Girl Serie. Eine Serie, die sich eigentlich so schlecht verkauft, das sie regulär eingestellt werden müsste. Doch das geschieht nicht, weil die Fanbasis sehr lautstark ist, und die Serie immer wieder unterstützen. Und daher gibt es regelmäßige Lebensverlängerungen. Die Serie bei DC heißt „Manhunter“ und handelt von der weiblichen Anwältin Kate Spencer, die aus Frust über die mangelnden Möglichkeiten des Rechts zum Manhunter wird und Superschurken jagt und tötet. Hinter dieser kurzen und knappen Zusammenfassung verbirgt sich eine faszinierende Serie, mit glaubwürdigen Figuren. Das und die Tatsache das Marc Andreyko Kate Spencer als eine glaubwürdige starke Frau darstellt, macht ihn zu einem meiner möglichen zukünftigen Lieblingsautoren.

  1. Dan Slott

Dan Slott ist wie Kurt Busiek, ein Autor mit jeder Menge Hintergrundwissen über das Marvel Universum. Nur wo bei Kurt dieses Hintergrundwissen schon mal die Stories dominieren kann, benutzt Dan sein Wissen „nur“ dafür um mit einem leichten Augenzwinkern seine Geschichten zu erzählen. Sein Humor ist es, der ihn zu einem guten Autor macht. Ein vielseitiger Humor. Man kann über die Slapstick Situationen in She-Hulk lachen, aber auch über den pechschwarzen Humor von den Great Lake Avengers. Und trotzdem vergisst über den Humor nicht, seine Geschichte zu erzählen. Und auch das meistert er mit Bravour.

  1. Jeff Parker

Ich wage vorauszusagen, dass Jeff Parker eine große Zukunft hat. Und zwar aus dem Grund, weil seine Stories eine unglaubliche Liebe zu ihren Figuren aufweisen. Seine Agents of Atlas Miniserie hat erfolgreich die Avengers der 1950er Jahre ins moderne Marvel Universum eingeführt, ohne das sie ihren Charme und eine gewisse Unschuld dadurch verloren, das sie allzu sehr ins aktuell Geschehen eingebunden wurden. Seine Marvel Adventures Avengers erzählen klassische Avengers Geschichten kindgerecht und doch auch gleichzeitig interessant genug für Fans der alten Avengers. Da wird noch was kommen!

Und nun, die Top 3 Autoren, mit denen man mich jagen kann.

  1. David Hine

Will man eine Depression kriegen, empfiehlt es sich David Hine zu lesen. Denn der Autor versteht es, stets das negative in seinen Figuren hervorzukehren. Mein erster Kontakt mit Hine war District X, eine Serie mit viel Potential. Doch leider wurde dieses Potential nicht wachgerufen, da abgesehen von Bishop, der sich charakterlich kaum fortentwickelte, nahezu alle anderen Figuren entweder Schweine waren, weil sie ihre Familien betrogen, weil sie Schicksalsschläge erlitten oder weil ihnen ganz allgemein übel mitgespielt wurde. Ein Happy End kennt David Hine anscheinend nicht. Wenn eine Familie oder Ehe in seinen Comics auftaucht, kann man Gift darauf nehmen, das am Ende diese Familie oder Ehe zerüttet ist. Wenn eine Figur auftaucht, die an einer bestimmten Krankheit oder ähnlichem leidet, kann man darauf wetten, dass sie am Ende an der Krankheit stirbt. Seine Figuren misstrauen einander und betrügen sich gegenseitig. Nein, David Hine ist kein guter Autor.

  1. Robert Kirkman

Es mag sein, das seine eigenen, Independent-Serien klasse sind. Das kann ich nicht beurteilen, da ich die Serien nicht lese. Aber was er bei Marvel abliefert, speziell bei den Ultimate X-Men ist unter aller Würde. Wenn man sich seinen bisherigen Run durchliest, verwundert es kaum, dass es den Ultimate Universe Serien so schlecht geht. Er missachtet im Prinzip die Werke seiner Vorgänger, insbesondere Brian K. Vaughns großartigen Run, um sein eigenes Süppchen zu kochen. Das wäre ja nicht allzuschlimm, wenn man das ganze nicht schon irgendwo gelesen hätte oder die Figurenveränderungen nicht so unglaubwürdig sind. Plötzlich taucht wieder der Hellfire Club auf und manipuliert die Ereignisse. Oder Nightcrawler wird plötzlich von allen gehasst und verachtet, wegen seines Aussehens und seiner Taten. Oder die eben genannte Figur wird auf einmal manisch depressiv, ohne vorherige Andeutungen oder Erklärungen. Man hat den Eindruck, als ob die Dinge nur geschehen, um den Plot voranzutreiben.

  1. Brian Michael Bendis

Bendis ist ein Autor, wo ich den Hype um ihn nicht nachvollziehen kann. Klar, seine Powers Serie liest sich ganz gut, und hat auch nette Ideen. Und bei Ultimate Spider-Man ist er auch unübertroffen. Aber was darüber hinaus geht, ist, um es gelinde zu sagen, Schrott! Sein Ultimate X-Men Run litt unter den ersten 6 Heften, die man getrost als Ultimate Wolverine and Spider-Man bezeichnen kann. Seine zweite Hälfte war schon besser, hatte jedoch einige unglaubwürdige Charaktermomente. Und was ich von ihm im Marvel Universum gelesen habe, war auch enttäuschend. Die New Avengers haben bis zum Civil War kein einziges Mal richtig als Team agiert, und viele Subplots, wie zum Beispiel dem Mysterium um die Aktionen von S.H.I.E.L.D. im Savage Land, wurden nur kurz angesprochen und dann fallen gelassen. Und die Mighty Avengers sind eine Qual zu lesen, weil zusätzlich zu dem inzwischen äußerst ätzendem Hin und Her von Bendis Dialogen auch noch die vollkommen fehl platzierten Gedankenblasen kommen, die auch nicht wirklich zur Handlung beitragen.